
Evangeline. Der Name klingt wie eine Melodie, wie ein Lied längst vergessener Tage und auf den ersten Blick denkt man genau dies zu bekommen, wenn man Evangeline sieht. Doch ihr Name ist eine der größten Lügen. Beschwört dieser ein Bild herauf, dem Evangeline nie gerecht werden kann. Denn unter ihrem hübschen Gesicht lauert keine Melodie, kein Lied, sondern nur Zorn und Wut. Evangeline ist ein brodelnder Vulkan, der den Zeitpunkt der Explosion eigentlich schon längst überschritten hat. In ihren Venen scheint pure Lava zu fließen. Lava , die nie ihren Weg nach draußen findet. Evangeline ist wütend. Sie ist immer wütend und zwar so wütend, das sie gar nicht weiß ob es jemals einen Tag in ihren Leben gegeben hat, an dem sie es nicht war. Worauf sie wütend ist? Auf die ganze Welt.
Denn Evangeline fühlt Menschen. Sie mag nicht alle Menschen, aber sie sieht deren Nöte, deren Sorgen, deren tiefe Gefühle und nichts kann sie mehr bewegen als eben das. Evangeline sieht das Unglück, das Leid, die Ungerechtigkeit, die die Welt den Schwachen, den Minderheiten, den Andersartigen zuwirft und sie hat diese zu ihrer gemacht. Denn sie kann so etwas nicht vergessen, kann nicht sehen wie grausam die Welt sein kann und dann einfach so weitermachen, das widerstrebt ihrem ganzen Sein. Doch auch wenn ihre grenzenlose Wut mittlerweile das einzige ist was viele wahrnehmen, wenn sie an Evie denken, so ist es eigentlich ihre tiefe Empathie und ihr tiefes Interesse an Menschen und ihre Gabe diese wirklich zu sehen, die sie ausmacht.
Ihr Gehirn ist schneller und rationaler, als man ihr zutraut und sie ist jemand der sich schnell Fakten und Abläufe erschließen kann. Denn sie ist schlau, ihre Wertvorstellungen sind liberaler als liberal und sie ist gerecht. Weswegen Evie denkt sie weiß viele Dinge besser als andere Menschen und ist qualifizierter Entscheidungen zu treffen und deswegen erlaubt sie sich auch andere Menschen zu verurteilen weil sie es ja besser weiß. Etwas was viele Menschen als paradox betrachten ist die Tatsache, dass Evangeline schlau ist und gleichzeitig einen so hohen Idealismus betreibt, dass man es beinah als naiv bezeichnen kann.
Ihre Träume bezüglich des Gesellschaftssystems grenzen an Wunschdenken und Utopie und das weiß sie. Dennoch läuft sie ihnen hinterher, dennoch glaubt sie daran, dennoch will sie daran glauben oder eher muss daran glauben. Denn neben ihrer Wut ist auch ihr Idealismus ihre treibende Kraft, er ist Motivation und Flucht wenn es zu viel wird. Evangeline klammert sich an diese Hoffnung, an diesen Funken Naivität, denn der Glaube daran, dass alles besser werden kann, der Glaube daran, dass ihr Idealismus irgendwann Realität werden kann treibt sie immer weiter und lässt sie nicht aufgeben.
Tief in ihrem Inneren ist sie ein kleines Mädchen, das die Welt verändern wollte und alles was in ihr schlecht war und das von der Welt immer gestoppt und ausgebremst wurde und anstatt an der Gewalt ihrer Gefühle zu zerbrechen, sind sie ihre Waffe geworden, ihr Schutzschild, ihre Stärke. In ihr ist ein konstanter Kampf zwischen ihrer Rationalität und ihrer Empathie zugange zwischen dem, was sie weiß was richtig ist und dem was ihre Gefühle manchmal als richtig empfinden.




