Victoire Bermondsey wirkt auf den ersten Blick, wie ein engelsgleiches Wesen, doch birgt die ehemalige Slytherin genauso viele Geheimnisse, wie die Sphinx. Denn so elegant und warmherzig ihre Aura wirkt, so berechnend und distanziert sieht das Innere der Reinblüterin aus. Folglich lässt sich Victoire in keine Schublade einsortieren oder gar als einen Prototyp darstellen, ist ihr Charakter doch relativ komplex und vielschichtig. Insgesamt lässt sich ihr Charakter in drei Hauptbestandteile aufgliedern: Ihr Verhalten in der Öffentlichkeit, Ihr Verhalten in der Universität sowie ihren Freunden gegenüber und ihr Verhalten, wenn sie sich unbeobachtet fühlt. 

 

In der Öffentlichkeit zeigt sie eine offene, interessierte und ehrgeizige Seite von ihr – die tatsächlich existierenden Aspekte ihres Charakters beinhaltet. Denn Victoire interessiert sich wahrlich für die Interessen und Sorgen ihrer Mitmenschen; sie möchte ihren Mitmenschen eine Schulter zum Anlehnen bieten und ihnen einen Halt anbieten, den sie nach dem Verschwinden ihres Bruders schmerzlich vermisst hat. Außerdem ist sie heimlich stolz darauf eine vertrauensvolle Hexe zu sein, der sich alte Zauberer sowie Kinder gleichermaßen anvertrauen. Zugleich freut sich die vertrauenserweckende Slytherin sehr über jegliche intimen Informationen, die sie während inniger Gespräche genauso genüsslich sammelt, wie eine Biene Blütennektar. Denn jene persönlichen Erinnerungen und Geschehnisse, kann sie als zielstrebige Studentin wahnsinnig gut einsetzen, um Informationen portionsweise an die richtigen Menschen zu streuen.

 

Anders verhält sie sich ihren Freunden gegenüber. Dann verliert ihre Fassade an Naivität und macht einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein und einer selbsterzogenen Selbstüberzeugung Platz. Wenn sie mit ihren Freunden zusammen ist, entspricht sie nicht mehr dem naiv wirkenden Dümmchen, welches vor bestimmten Autoritäten jedes ihrer Worte auf eine Waagschale legt und sich auf keine harten Diskussionen einlässt. Stattdessen kommt die Leiterin des Debattierclubs zum Vorschein, die mit einem charmanten Lächeln ihrem Gegenüber die Worte im Mund verdreht und dabei entgegengesetzte Positionen im Keim erstickt. Sie genießt es in jener Situation wieder die Kontrolle über sich, aber auch andere übernehmen zu können. Sie genießt es selber bestimmen zu können, welche Entscheidungen richtig sind und sich nicht von älteren Autoritäten zurechtweisen lassen muss. 

 

Denn so kühl und unnahbar Victoire nach außen hinwirkt, so liebevoll und treu ist sie geliebten Menschen gegenüber. Doch ist es eben schwer sich einen Platz im Herzen der intriganten Hexe zu verdienen. Für Victoire sind schon vier enge Freundschaften mehr als genug, sodass sie sehr kalkulierend agiert und sich genauestens überlegt, wen sie an ihr Innerstes heranlässt. Denn wenn Victoire jemanden in ihr Herz geschlossen hat, fällt es ihr wahnsinnig schwer diesen Menschen wieder gehen zu lassen. In diesen Augenblicken ist Victoire eine wahre Freundin, die mit ihren geliebten Menschen durch und Höhen und Tiefen gleichermaßen geht und niemals jemanden im Stich lässt. Vielleicht ist Victoires Treue und Loyalität neben ihrer größten Stärke auch ihre größte Schwäche. Denn egal, wie sehr sie einer dieser Menschen verletzen würde, bräuchte sie wahnsinnig lange, um jenen ein Messer in den Rücken zu stechen. 

 

Wenn Victoire alleine ist überwiegt eine Eigenschaft jegliche anderen: Erschöpfung. Die letzten Jahre haben die ambitionierte Studentin so sehr ausgelaugt, dass sie von einer immerwährenden Müdigkeit begleitet wird. Die Bermondsey hat die verlorene Kindheit und Jugend zugesetzt und sie schnell altern lassen, als es für ihr junges Antlitz gesund wäre. Ihr ununterbrochener Ehrgeiz und ihr Wunsch nach Perfektion gepaart mit ihrer intriganten Rachsucht haben aus dem ehemals fröhlichen und sorglosen Kind eine gestählte Frau gemacht, die schon in ihrem Alter durch die Hölle gehen musste.